Guter Draht nach China

Delegationsreise Anhui Verband der Kabel- und Drahtindustrie

Seine erste Auslandsreise für Mitgliedsunternehmen führte der neu gegründete Anhui Verband der Kabel- und Drahtindustrie (AHVKD) vom 30. Januar bis 8. Februar 2007 durch. Die Reise mit 11 Teilnehmern fand im Rahmen des deutsch-chinesischen KMU Förderprogrammes statt und wurde von der SEQUA gGmbH organisiert. Durch Gespräche und Diskussionen mit leitenden Mitarbeitern deutscher Kammern und Verbände wurde den Präsidiumsmitgliedern und Führungskräften des AHVKD ein Einblick in moderne Verbandsarbeit, Verbandsorganisation und Verbandsdienstleistungen geboten, der unmittelbar auf die Tätigkeiten in China anwendbar ist. Zugleich wurde den teilnehmenden Unternehmern aus Anhui die Aufnahme von Geschäftskontakten mit deutschen und europäischen Kollegen ermöglicht.

Zwei Vizepräsidenten des AHVKD, sein Hauptgeschäftsführer und dessen Stellvertreter nahmen an der Reise teil. Die Delegation wurde beim Zentralverband der Elektro- und Elektronikindustrie (ZVEI) in Frankfurt sowie beim Fachverband Kabel und isolierte Drähte in Köln und beim Bundesverband des deutschen Groß- und Einzelhandels (BGA) in Berlin empfangen. Eines der größten Unternehmen der Branche in Deutschland, die Lapp Kabel Gruppe, lud die Gruppe zu einem Firmenbesuch nach Stuttgart ein. Mit der Firma Waschek wurden ebenfalls in Stuttgart geschäftliche Verhandlungen geführt. In Magdeburg wurde die SKET Verseilungsmaschinen GmbH besucht, ein wichtiger Lieferant von Anlagen für die Kabelindustrie.

Hauptgeschäftsführer Pan erklärte zum Ende der Reise, dass er von der Effektivität der Organisation und der Ergiebigkeit der Gespräche und Besuche überrascht sei. Er habe bereits mit dem Präsidium vereinbart, so bald wie möglich eine weitere Reise nach Europa zu organisieren, bei der dann aber deutlich mehr Mitgliedsunternehmen teilnehmen könnten. Diese zweite Reise könne noch 2007, spätestens aber 2008 zur Messe WIRE in Düsseldorf stattfinden.

Interview zum deutschen IHK-System

BMO-Experte erklärt das deutsche Kammer-System

Am 22. März 2007 erschien in der nationalen chinesischen Tageszeitung „China Business Times“ der erste Teil eines Interviews mit dem deutschen Experten für Business Membership Organizations (BMO), Helmut Schönleber. Im Interview erläutert Schönleber Struktur und Aufgaben der Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Branchenverbände und Arbeitgeberverbände in Deutschland. Die wichtigste und zugleich in der Gesellschaft sichtbarste Tätigkeit der öffentlich-rechtlichen Kammern liege in der Organisation der beruflichen Ausbildung. Durch ihre maßgebliche Rolle in der politischen Interessenvertretung der regionalen Gesamtwirtschaft und mit ihrem umfangreichen Dienstleistungsangebot seien die Kammern die erste Kontakt-Adresse für alle Unternehmen. Das deutsche Kammergesetz biete die Grundlage für eine erfolgreiche Selbstverwaltung der Wirtschaft, die durch die Vollversammlungen aller Kammern demokratisch umgesetzt werde. Das Interview wurde von einer Reihe chinesischer Wirtschaftspublikationen und Finanz-Informationsdienste nachgedruckt.

Im noch nicht veröffentlichten zweiten Teil des Interviews äußert Schönleber seine Ansicht zur Entwicklung der Kammerstruktur in China. Der BMO-Experte ist seit 1987 für die IHK Darmstadt, die Deutsche AHK in San Francisco, den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und die gemeinnützige Dienstleistungsorganisation der deutschen Kammern und Verbände SEQUA tätig. In China hat er acht Jahre lang das Partnerschaftsprojekt des DIHK mit der chinesischen Kammer-Dachorganisation ACFIC geleitet und ist heute intermittierender Langzeitexperte im KMU Projekt China.

Links (Ziel-Seiten sind in chinesischer Sprache):

Update

Der zweite Teil des Interviews wurde am 5. April 2007 in voller Länge veröffentlicht, siehe unseren Artikel.

Unternehmenskultur als Basis jeder Erfolgsmarke

Von 19. bis 21. März 2007 führte die Anhui General Chamber of Commerce (AHGCC) gemeinsam mit dem Anhui Wissenschaftsverband der Privatwirtschaft und gefördert durch die deutschen Organisationen GTZ und SEQUA in Hefei ein Symposium zum Thema „Corporate Identity, Corporate Social Responsibility, und Aufbau einer Unternehmenskultur“ durch. An der im Rahmen des deutsch-chinesischen KMU Projektes organisierten Veranstaltung nahmen über 100 Privatunternehmer, Politiker und Journalisten teil. Die chinesischen Experten Xu Guanju und Liu Zhiying sowie der deutsche CI-Experte Frank Merkel hielten Fachvorträge mit Präsentationen. In den regionalen Medien der Provinz Anhui wurde ausführlich berichtet.

Das Symposium begann am 19. März mit Fallstudien aus der Lebensmittel-, Pharma-, Immobilien- und Finanzbranche, die in kleinen Praxis-Arbeitsgruppen unter Beteiligung des deutschen CI-Experten Frank Merkel diskutiert wurden. Nach der Plenumseröffnung referierte am 20. März der Vorstandsvorsitzende der Transfar Group Co., Ltd., Xu Guanju, über den strategischen Aufbau der Unternehmenskultur in seinem Unternehmen. Anschließend stellte Prof. Dr. Liu Zhiying von der Anhui University of Technology die Ergebnisse seiner Analyse über Unternehmenskultur und gesellschaftliche Unternehmensverantwortung in der Privatwirtschaft der Provinz vor und erläuterte seine Schlußfolgerungen daraus.

 

Frank Merkel

Frank Merkel

Am 21. März hielt “Frank Merkel“, Gründer und Vorstand der deutschen wob AG, vormittags einen Vortrag mit Powerpoint-Präsentation zum Thema „Corporate Identity als Grundlage zum Aufbau einer Marke“, der nachmittags in einer Plenumsdiskussion lebhaft diskutiert wurde. Merkel, der unter anderem BASF, Bosch, Heidelberg, Henkel, Hoffmann Group, Hyundai, John Deere, Mercedes-Benz und SAP bei ihrer Markenstrategie berät, zeigte den chinesischen Teilnehmern auf, wie sie ihre national erfolgreichen Strategien künftig verstärkt auf den Weltmarkt ausrichten können.

Mit dem Symposium wurden den chinesischen Unternehmern international erfolgreiche „Best-Practice“-Modelle über den Aufbau einer positiven und einheitlichen Wahrnehmung des Unternehmens durch die Gesellschaft, die Kundschaft und die eigenen Mitarbeiter vermittelt, um dadurch zum gesunden Wachstum der privaten Klein- und Mittelunternehmen beizutragen. Zugleich wurde ein Modell für ähnliche Veranstaltungen geschaffen, die später auch von den Handelskammern anderer Regionen in China durchgeführt werden können.

Chinas Privatwirtschaft wird erwachsen

Anteil am BIP wird bald 50% erreichen

Die erst Mitte der achtziger Jahre zögerlich legalisierte Privatwirtschaft hat sich bis heute zur Hauptantriebskraft der Wirtschaft Chinas entwickelt. Der Dachverband der chinesischen Handelskammern erwartet, dass sie im Jahr 2006 erstmals mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften wird. Zum Jahresende 2005 lag ihr Anteil bei 49,7 Prozent.

Der Bund für Industrie und Handel (All-China Federation of Industry and Commerce) unterscheidet in seinem Ende September 2006 veröffentlichten „Weissbuch 2006 zur Entwicklung der Privatwirtschaft“ vorsichtig zwischen verschiedenen Definitionen. Danach besteht die „Privatwirtschaft im engeren Sinne“ nur aus Betrieben, die bei den Registrierungsbehörden als Privatunternehmen oder Kleingewerbe angemeldet sind. „Inländische Privatwirtschaft“ schließt zusätzlich gemischte Unternehmen mit staatlichen, kollektiven und privaten Anteilen ein, sofern der Staat keine kontrollierende Mehrheit besitzt. „Privatwirtschaft im weiteren Sinne“ berücksichtigt ausserdem alle ausländisch investierten Unternehmen. Der erwartete Anteil von 50 Prozent am BIP bezieht sich auf die „inländische Privatwirtschaft“.

An den gesamten Bruttoanlageinvestitionen des Landes hat die Privatwirtschaft laut Weissbuch schon 2005 einen Anteil von 60,0 Prozent erreicht. Staatliche Unternehmen trugen nur 30,6 Prozent bei, ausländische Unternehmen 9,4 Prozent.

Kapital, Bruttowertschöpfung, Umsatz

Kapital, Bruttowertschöpfung, Umsatz

Besonders erstaunlich ist die Entwicklung der „Privatwirtschaft im engeren Sinne“ in den vergangenen knapp dreißig Jahren. Schon im ersten Jahr der Wirtschaftsreform Chinas, 1978, waren laut amtlicher Statistik landesweit 140.000 Menschen im Kleingewerbe tätig. Die ersten Kleingewerbebetriebe wurden 1981 bei den neu aufgebauten Gewerbeämtern („Verwaltungsbehörden für Industrie und Handel“) registriert und seither statistisch erfasst. Aus den 1,8 Millionen Betrieben sind bis Jahresende 2005 knapp 25 Millionen geworden.

Betriebe und BeschäftigteKleingewerbebetriebe durften damals wie heute nur bis zu sieben Mitarbeiter beschäftigen, meist Familienangehörige. Wollten sie größer werden, blieb ihnen nur der Weg an den Rand der Legalität: sie liessen sich als Zweigfirmen staatlicher oder kollektiver Unternehmen registrieren und wurden dadurch zu Unternehmen „mit einer roten Mütze“. Mit Verabschiedung eines neuen Gesetzes über Privatunternehmen und eines GmbH-Gesetzes wurde aber seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre auch die privatwirtschaftliche Tätigkeit größeren Umfangs erlaubt.

1989 verzeichneten die Gewerbeämter 91.000 Privatunternehmen mit acht oder mehr Beschäftigten, zum Jahresende 2005 sind daraus 4,3 Millionen geworden. Noch beeindruckender sind aber die Wachstumsraten der Privatunternehmen und Kleingewerbebetriebe beim Einzelhandelsumsatz. Die Aufzeichnungen der Gewerbeämter beginnen im Jahr 1987 mit einem landesweiten Umsatzvolumen der Privatbetriebe von 74,4 Milliarden Renminbi. In den 18 Jahren bis 2005 erreichten sie das 26fache, nämlich 1,9 Billionen RMB.

Dass sich die Privatwirtschaft in einem sonst streng sozialistischen System so eindrucksvoll durchsetzen konnte, ist aus politischer Sicht vor allem auf ihren Beitrag zur Lösung der Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Aus den 140.000 Beschäftigten in Chinas Privatwirtschaft von 1978 sind bis 2005 schon über 107 Millionen geworden. Einen so mächtigen Mittelstand können Staat und Partei nicht mehr behindern, sondern nur noch fördern.

H. Schönleber in China Contact 12/2006

KMU-Entwicklungsstrategien in Huainan

Die Industrie- und Handelskammer der Stadt Huainan hat am 25. und 26.06.2006 ein Symposium über Entwicklungsstrategien kleiner und mittlerer Unternehmen veranstaltet. In einer dreistündigen Präsentation stellte der SEQUA-Langzeitexperte im deutsch-chinesischen KMU-Förderprojekt, Helmut Schönleber, Strategien international erfolgreicher deutscher KMU vor und vertiefte dabei den Aspekt der interkulturellen Vorbereitung auf Geschäftskontakte mit dem Ausland.

Die Anregungen aus Deutschland wurden von den 60 Teilnehmern anschliessend lebhaft diskutiert. Am Symposium nahmen neben Unternehmern auch Mitglieder der Stadtregierung, des regionalen Volkskongresses und der Politischen Konsultativkonferenz teil. Das Regionalfernsehen berichtete ausführlich.

Die Stadt Huainan hat 2 Millionen Einwohner und liegt in der Provinz Anhui. Historisch ein bedeutendes Handelszentrum und Hauptstadt einer Region, der zeitweise auch Shanghai untergeordnet war, ist Huainan heute vor allem als Kohle- und Stromlieferant für die ostchinesischen Wirtschaftszentren bekannt.

Interkulturelle Öffentlichkeitsarbeit

Während in China die nationalen Fernseh-Nachrichten vom Besuch der Bundeskanzlerin Merkel und ihrer Delegation dominiert waren, hat der Regionalsender Hefei TV über eine Aktivität im deutsch-chinesischen KMU-Förderprogramm berichtet. Am Rande des Symposiums über Entwicklungsstrategien privater Klein- und Mittelunternehmen führte das Nachrichten-Team des Senders ein Interview mit dem deutschen Langzeit-Experten des Projektes.

Anhui TV

Anhui TV

Schönleber hatte beim Symposium einen zweistündigen Vortrag in chinesischer Sprache gehalten, in dem er die auf Auslandsmärkte ausgerichteten Entwicklungsstrategien deutscher Unternehmen erläuterte. Ein wichtiges Element dabei sei die Einstellung auf die Geschäftsgewohnheiten im anderen Land. Den chinesischen mittelständischen Unternehmern gab er Hinweise, wie sie sich umgekehrt ebenfalls interkulturell auf ausländische Kunden und Geschäftspartner einstellen können.

Die Folienpräsentation zum Vortrag kann im Adobe PDF-Format unter der E-Mail-Adresse [mailto:hs@2ena.org] angefordert werden.

© Foto: Han Xiaohong

Hessische Unternehmer in Anhui

Die Industrie- und Handelskammern Darmstadt, Offenbach, Hanau und Heidelberg haben Ende März 2006 gemeinsam eine Unternehmerreise nach Peking, Shanghai, Hefei, Wuhu (beide in der Provinz Anhui) und Guangzhou organisiert. Delegationsleiter war der Darmstädter IHK-Vizepräsident Heinz-Peter Aulbach. Allein in Anhui wurden von SEQUA im Rahmen des deutsch-chinesischen KMU-Förderprogrammes drei Kontaktbörsen mit chinesischen Unternehmern, mehrere Firmenbesuche, sowie Gespräche und Bankette mit der Provinzregierung und zwei Stadtregierungen arrangiert. Eines der Highlights war der Besuch in Wuhu bei der Chery Automotive Group, der Nova unter den unabhängigen Autoherstellern Chinas.

Kontaktbörse in Hefei

Kontaktbörse in Hefei

Beim Vizebürgermeister von Wuhu

Beim Vizebürgermeister von Wuhu

Abendessen mit dem Handelsminister

Abendessen mit dem Handelsminister

© Fotos: Han Xiaohong, Helmut Schönleber

Erster Verband Privater Aussenhandelsunternehmen

Der erste Verband Chinas speziell für private Import- und Export-Unternehmen wurde am 28. März 2006 in Hefei (Provinz Anhui) gegründet. Fast zwei Jahre dauerte die Vorbereitung, die unter anderem auch vom Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) und der deutschen Bundesregierung unterstützt wurde. Zur Registrierung beim Zivilministerium der Provinz Anhui wurde der Verband unter die Zuständigkeit der Anhui General Chamber of Commerce gestellt. Bei der ersten Mitgliederversammlung wurden in Anwesenheit von BGA-Geschäftsführer Jens Nagel das Präsidium gewählt und die Verbands-Satzung verabschiedet.

Erste Mitgliederversammlung

Erste Mitgliederversammlung

© Foto: Helmut Schönleber