Kommentar
Zum Artikel von Xinhua, 21. September 2006 (zitiert nach http://german.china.org.cn/german/261888.htm )
Zu diesem Xinhua-Artikel stellt sich die Frage, was deutsche Wirtschaftszentren wie Hamburg und Rhein-Main tun, um im Wettbewerb mit London eine bessere Position zu erreichen. Chinesische Investoren sind bisher offensichtlich als Zielgruppe völlig vernachlässigt worden. Das fängt schon damit an, dass kein Hotel in Frankfurt mit chinesischsprachigen Hinweisschildern in den Räumen aufwarten kann. Aber auch die chinesische Schule in Darmstadt wird von den Regionalförderern missachtet und ist daher in Deutschland wie in China so gut wie unbekannt. Sie ist eine Selbsthilfe-Aktion chinesischer Eltern. Touristische Informationen über Europa, die in China von lokalen Reisebüros verbreitet werden, weisen nur im Pflicht-Umfang auf Hamburg und Frankfurt hin. Selbst auf chinesischsprachigen Websites und -portalen über Europa kommen deutsche Standorte eher schlecht weg. Möglicherweise spielt auch die unterschiedliche China-Strategie eine Rolle. „Think London“ setzt auf den politischen Mittelpunkt Chinas, die Hauptstadt Peking. Die meisten China-Vertretungen deutscher Investitionsförderer dagegen sind im Wirtschaftszentrum Shanghai angesiedelt, so auch „Invest in Germany“ der Bundesregierung. Erst vor wenigen Monaten hat die FrankfurtRheinMain GmbH in Shanghai eine Repräsentanz eingerichtet (wir haben berichtet). Es scheint aber doch noch so, als ob die meisten Investitions-Entscheidungen Chinas politisch und nicht wirtschaftlich getroffen werden.
Hier der Xinhua-Artikel im Volltext:
Statistiken der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft „Ernst & Young“ zufolge ist die Hauptstadt Großbritanniens zum beliebtesten Investitionsort chinesischer Unternehmen in Europa geworden. Seit 1997 wurden 34 Projekte mit direkten Investitionen aus China in London umgesetzt, 27 davon seit 2002. In den letzten vier Jahren zog London 15 Prozent aller Investitionen aus China in Europa an, somit steht London an der Spitze aller europäischen Städte. Dies bestätigte auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Think London. Ihr Geschäftsführer Michael Charlton erklärte, dass die chinesischen Unternehmen London für das Tor zum Markt in Europa, Afrika und im Nahen Osten sowie für das globale Zentrum von Finanz und Technik halten. In den letzten vier Jahren betrugen die chinesischen Investitionen in London das vierfache der Investitionen in Hamburg und Paris. Im Jahr 2004 investierten chinesische Unternehmen insgesamt 120 Millionen Pfund. Think London gründete in Beijing eine Zweigstelle, um mehr Investitionen aus China anzuziehen. Seit 2000 haben chinesische Unternehmen wie China Telecom, Zhongxing Telecom, China Eastern Airlines, Huawei Technik, China National Petroleum Corporation (CNPC) und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) Niederlassungen in London gegründet, und ihre Geschäftstätigkeiten in Europa und im Nahen Osten ausgeweitet. In London gibt es zurzeit 2000 chinesische Handelsorganisationen, 250 davon aus dem chinesischen Festland. Die meisten Firmen haben London als ihr Verkaufszentrum in Europa gewählt.