Unbestechliche Auswahl förderwürdiger Unternehmen
In China werden Ratings nicht nur im Kontext des Bankkreditgeschäfts und Basel II diskutiert. Vielmehr wurde der Nutzen erkannt, den Ratingmethoden für die Prognose der Zukunftsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen bieten. An der Frage, wie KMU-Förderprogramme gezielt an wissenschaftliche Auswahlinstrumente gekoppelt werden können, wird daher seit 2006 in der chinesischen Provinz Anhui gearbeitet. Behördliche Entscheidungen zur Förderung einzelner Unternehmen sollen dadurch objektiviert werden, dass sie an unbestechliche, wissenschaftliche Selektions-Kriterien geknüpft sind. Damit versucht die chinesische Regierung auch, den Rang des Landes beim Korruptionsindex zu verbessern. Das Projekt wird von der GTZ begleitet, die komplexe Reformen und Veränderungsprozesse in Entwicklungs- und Transformationsländern unterstützt.
Eine von Abteilungsleiter Hua Kesi angeführte Fach-Delegation der zur Bewertung des Wachstumspotenzials von kleinen und mittleren Unternehmen besuchte von 22. Juli bis 04. August 2007 relevante Institutionen in Deutschland, wie die KfW Bankengruppe, NRW.BANK und DZ BANK, die Ratingagenturen Coface Rating, Creditreform Rating, MAR Rating, Prof. Dr. Schneck Rating und URA Unternehmens Ratingagentur, Ministerien auf Landes- und Bundesebene, sowie die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und den Zentralverband des deutschen Handwerks. Mit MdB Frank Schäffler, Mitglied des Bundestags-Finanzausschusses, konnte der Dialog über politische Fragen geführt werden.
Am Erfahrungsaustausch nahmen bekannte Experten wie Prof. Jörg Baetge teil. An der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule in Nürnberg und der ISM International School of Management in Dortmund wurden anwendungsorientiert wissenschaftliche Fragen der Ratingmodelle diskutiert. Von der DATEV erfuhr die Delegation mehr über Indikatoren des Ratings und statistische Auswertungen.
Im Vordergrund der Delegationsreise stand die Frage, welche Bewertungssysteme und -methoden bei der Einschätzung des Wachstumspotenzials von KMU verwendet und welche Kennziffern und Indikatoren dabei berechnet werden sollten. Aber auch Fragen zu den wichtigsten Finanzindikatoren, nicht finanziellen Indikatoren, und zur Quantifizierung der qualitativen Indikatoren wurden gestellt. Die mathematischen Modelle zur Einschätzung des Wachstumspotenzials von KMU und die Klassifizierung die Ergebnisse wurden ebenso diskutiert wie konkrete Probleme bei der Bewertung des Wachstumspotenzials von KMU. Die deutschen Experten schilderten praktische Erfahrungen und machten Vorschläge zur Entwicklung eines Bewertungssystems für das Wachstumspotenzial von KMU in China.
Bericht/Fotos: Dr. Oliver Everling