Dekane aus Panjin bei der Schweizer EHB

Eine Gruppe chinesischer Dekane des Panjin Vocational and Technical College (PVTC) unter Leitung ihres Stellvertretenden Rektors Zhang Hongfu hat am 7. Juli 2017 die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung (EHB) in Zollikofen bei Bern besucht. Die Veranstaltung war Teil eines Deutsch-Chinesischen Projektes über Duale Berufsbildung in Panjin, dessen Teamleiter Zhang Yaowen ebenfalls teilnahm.

Die Delegation wurde von Eric Swars empfangen, dem Leiter Internationale Beziehungen der EHB. Er gab einen Einblick in das Duale Berufsbildungssystem der Schweiz und dessen Unterschiede zum deutschen System, in die Ausbildung von Lehrpersonen und in die Forschung und Berufsentwicklung, für die seine Institution zuständig ist. Die EHB pflegt bereits seit Mai 2017 eine Partnerschaft mit der China Education Association for International Exchange (CEAIE).

Die Stadt Panjin liegt im Nordosten Chinas, einer Industrieregion, die von der chinesischen Regierung ermutigt wird, sich zu modernisieren. Panjin wurde von der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) als Pilotstadt für die Einführung eines dualen Berufsbildungssystems in Anlehnung an das deutsche und schweizerische System benannt. Das PVTC ist Schwerpunkt des Pilotprojektes und konzentriert sich zunächst auf die Berufe Chemikant/in, Mechatroniker/in und Altenpfleger/in.

Den Fachbesuch bei der EHB hatte der Koordinator und Inhaber der SOKRATES – Wissenschaftliche Dienstleistungen, Günther Koegst, im Rahmen eines einwöchigen Programms in Deutschland und der Schweiz organisiert.

 

KMU Rating Mission

Unbestechliche Auswahl förderwürdiger Unternehmen

In China werden Ratings nicht nur im Kontext des Bankkreditgeschäfts und Basel II diskutiert. Vielmehr wurde der Nutzen erkannt, den Ratingmethoden für die Prognose der Zukunftsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen bieten. An der Frage, wie KMU-Förderprogramme gezielt an wissenschaftliche Auswahlinstrumente gekoppelt werden können, wird daher seit 2006 in der chinesischen Provinz Anhui gearbeitet. Behördliche Entscheidungen zur Förderung einzelner Unternehmen sollen dadurch objektiviert werden, dass sie an unbestechliche, wissenschaftliche Selektions-Kriterien geknüpft sind. Damit versucht die chinesische Regierung auch, den Rang des Landes beim Korruptionsindex zu verbessern. Das Projekt wird von der GTZ begleitet, die komplexe Reformen und Veränderungsprozesse in Entwicklungs- und Transformationsländern unterstützt.

Eine von Abteilungsleiter Hua Kesi angeführte Fach-Delegation der zur Bewertung des Wachstumspotenzials von kleinen und mittleren Unternehmen besuchte von 22. Juli bis 04. August 2007 relevante Institutionen in Deutschland, wie die KfW Bankengruppe, NRW.BANK und DZ BANK, die Ratingagenturen Coface Rating, Creditreform Rating, MAR Rating, Prof. Dr. Schneck Rating und URA Unternehmens Ratingagentur, Ministerien auf Landes- und Bundesebene, sowie die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und den Zentralverband des deutschen Handwerks. Mit MdB Frank Schäffler, Mitglied des Bundestags-Finanzausschusses, konnte der Dialog über politische Fragen geführt werden.

Am Erfahrungsaustausch nahmen bekannte Experten wie Prof. Jörg Baetge teil. An der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule in Nürnberg und der ISM International School of Management in Dortmund wurden anwendungsorientiert wissenschaftliche Fragen der Ratingmodelle diskutiert. Von der DATEV erfuhr die Delegation mehr über Indikatoren des Ratings und statistische Auswertungen.

Im Vordergrund der Delegationsreise stand die Frage, welche Bewertungssysteme und -methoden bei der Einschätzung des Wachstumspotenzials von KMU verwendet und welche Kennziffern und Indikatoren dabei berechnet werden sollten. Aber auch Fragen zu den wichtigsten Finanzindikatoren, nicht finanziellen Indikatoren, und zur Quantifizierung der qualitativen Indikatoren wurden gestellt. Die mathematischen Modelle zur Einschätzung des Wachstumspotenzials von KMU und die Klassifizierung die Ergebnisse wurden ebenso diskutiert wie konkrete Probleme bei der Bewertung des Wachstumspotenzials von KMU. Die deutschen Experten schilderten praktische Erfahrungen und machten Vorschläge zur Entwicklung eines Bewertungssystems für das Wachstumspotenzial von KMU in China.

Bericht/Fotos: Dr. Oliver Everling

NDRC-Delegation in Europa

Mittelstandsförderung im Dialog mit China

Eine Delegation hochrangiger chinesischer Beamter unter Führung der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission nahm im Dezember 2006 erstmals einen umfassenden Erfahrungs- und Informationsaustausch mit Institutionen der Mittelstands- und Standortförderung in Europa auf. Die Gespräche wurden auf allen regionalen Ebenen geführt: von Wirtschaftsförderern deutscher Landkreise und regionaler Branchencluster über Einrichtungen von Ballungsräumen und Industriestandorten, über Wirtschaftsministerien auf Landes- und Bundesebene, über die Direktorate Regio und Enterprise der EU-Kommission, bis hin zu den Mittelstandsförderern der Vereinten Nationen bei der UNIDO in Wien. Das knapp zweiwöchige Gesprächsprogramm wurde im Rahmen des deutsch-chinesischen KMU-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit mbH (GTZ) und der gemeinnützigen SEQUA gGmbH organisiert.

Während China bei der Standortförderung für staatliche und kollektive Klein- und Mittelunternehmen umfangreiche Erfahrungen besitzt, ist die Unterstützung des privaten Mittelstandes für die sozialistischen Behörden noch eine relativ neue Aufgabe, die aber seit kurzem immer wichtiger wird. Daher setzte sich die chinesische Delegation aus Repräsentanten verschiedener Behörden sowohl der Zentralregierung als auch der Regierung der Provinz Anhui zusammen, die als Pilotprovinz für die chinesische Mittelstandsförderung gilt. Auf nationaler Ebene nahmen außer der Entwicklungs- und Reformkommission auch Delegierte des Finanzministeriums, der Staatsrats-Kommission für Industrie und Handel, des Forschungsbüros des Staatsrats und des mächtigen Zentralen Organisationskomitees an den Gesprächen teil.

Delegationsleiter Tian Chuan äußerte sich zum Abschluss der Delegationsreise zufrieden über die Ergebnisse der Dialogserie, mit der er zum ersten Mal Gelegenheit hatte, die deutsche und europäische Regionalpolitik und ihre Wechselwirkung mit der allgemeinen Mittelstandsförderung vertieft kennen zu lernen. Auch China bemühe sich im Rahmen des elften Fünfjahrplanes, die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen mit einem regionalen Verteilungsausgleich zu verknüpfen. Sowohl China als auch Deutschland könnten von den beiderseitigen Erfahrungen profitieren. Er hoffe, dass der begonnene Dialog in Zukunft fortgesetzt und vertieft werden könne. Tian ist Abteilungsleiter des Amtes für kleine und mittlere Unternehmen bei der nationalen Reformkommission NDRC in Peking.

Unabhängige Interessenvertretungen der Wirtschaft

SEQUA in Bonn

SEQUA in Bonn

Wie ein roter Faden zog sich die in westlichen Industrieländern unverzichtbare Funktion unabhängiger Kammern und Verbände bei der bedarfsgerechten Gestaltung und effizienten Umsetzung staatlicher Förderprogramme durch die Diskussionen, denn von Regierung und Partei unabhängige Interessenvertretungen der Wirtschaft sind in China so gut wie unbekannt. Um ihre Aufgaben näher zu beleuchten, wurden von GTZ und SEQUA auch Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer Köln und mit dem Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels in Berlin ermöglicht.

Bei einem Besuch der SEQUA in Bonn erhielten die chinesischen Beamten vom Leiter Programm-Management, Dr. Ralf Meier, einen Überblick über die verschiedenen Kammer- und Verbandssysteme weltweit und erfuhren Einzelheiten über die vier wichtigsten Dachorganisationen der deutschen Wirtschaft, die Gesellschafter der SEQUA sind: Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Hauptaufgabe dieser Organisationen sei es, im politischen Entscheidungsprozess die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen und der Gesamtwirtschaft zu vertreten, aber auch bedarfsgerechte Dienstleistungen anzubieten und eine effiziente duale Berufsausbildung zu organisieren. Unter den Aktivitäten der SEQUA in China habe die Unterstützung beim Aufbau eines leistungsfähigen Kammer- und Verbandssystems stets im Mittelpunkt gestanden. Meier sagte in der Diskussion zu, dass SEQUA ihre Kompetenzen gerne auch in Zukunft für diese Ziele einsetzen will. In diesem Zusammenhang verfolge SEQUA die Gründung des chinesischen Verbandes Kleiner und Mittlerer Unternehmen unter Schirmherrschaft der NDRC mit großem Interesse.

IHK Köln

IHK Köln

Die Rolle und Tätigkeit des Bundesverbandes des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) erläuterte in Berlin Gerhard Handke, HGF des BGA; an der Diskussion nahmen außerdem die Abteilungsleiter Jens Nagel und Dirk Falke teil. Handke betonte, dass der BGA in der europäischen Diskussion um Handelsbeschränkungen auf chinesische Billig-Importe immer eine eindeutige Position zugunsten Chinas bezogen und sich konsequent für einen freien Welthandel eingesetzt habe. Am KMU-Förderprogramm China beteilige sich der BGA, indem er in der Pilotprovinz Anhui den Aufbau eines Verbandes privater Import- und Exportunternehmen unterstütze.

Bei der Industrie- und Handelskammer Köln erfuhr die Delegation von Gudrun Grosse und Franziska Beutler anhand konkreter Beispiele, wie sich die deutschen Kammern für die Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ihrer Region einsetzen. Auf Fragen der Delegationsteilnehmer bestätigte Beutler, dass der Erfolg politischer Interessenvertretung von Gesprächen zwischen Unternehmern und Politikern abhängt, die von den Kammern organisiert werden.

Branchen-Cluster als Standort-Magnet

Geschenk-Übergabe

Geschenk-Übergabe

Besonderes Interesse zeigten die chinesischen Besucher an der Arbeitsweise von Branchenclustern, die sie am Beispiel des Automotive Cluster Rhein-Main-Neckar und des Automobil Cluster Steiermark kennenlernten. Der Automotive Cluster Rhein-Main-Neckar wurde von zweien seiner Gründer präsentiert: der Leiterin der Wirtschaftsförderung beim Kreisausschuss Groß-Gerau (Sitz der Adam Opel AG), Elisabeth Straßer, und dem Geschäftsbereichsleiter der Industrie- und Handelskammer Darmstadt, Martin Proba. Proba verwies auf die guten Kontakte des Automotive Cluster mit der Provinz Anhui, die durch regelmäßige Unternehmerdelegationen beider Seiten konkretisiert würden. Auch die Vize-Gouverneurin der Provinz habe bereits an einer Kontaktbörse des Automotive Cluster im Haus der IHK Darmstadt teilgenommen. Er kündigte an, dass auch im Jahr 2007 wieder ein Unternehmerbesuch in Anhui vorgesehen sei.

Liu Dehua, Leiter der Wirtschaftskommission Anhui, beschrieb die Anstrengungen seiner Behörde, ebenfalls einen modernen Automobil-Cluster aufzubauen. Dieser Anhui Automotive Cluster solle sich aus der Vielzahl privater Zulieferer und Dienstleister zusammensetzen, die sich um die großen staatlichen Fahrzeughersteller Chery und Jianghuai in seiner Provinz angesiedelt haben. Von einer denkbaren künftigen Partnerschaft des Anhui Automotive Cluster mit dem Automotive Cluster Rhein-Main-Neckar sei, so Liu, ein beträchtlicher gegenseitiger Nutzen zu erwarten.

Über den Automobil Cluster Steiermark unterhielten sich die Delegationsteilnehmer in Graz (Österreich) mit Eva-Maria Längauer, Mitglied der Geschäftsführung der ACstyria Autocluster GmbH. Der steirische Branchencluster sei als einer der ersten in Europa gegründet worden und verfüge damit über große Erfahrungen in der Organisation und im Management. Auch der AC Styria sei gerne bereit, sein Know-how mit den chinesischen Kollegen auszutauschen.

Vereinte Nationen und Europäische Kommission

UNIDO WienWie die Industrie-Entwicklungs-Organisation der Vereinten Nationen (UNIDO) die Bildung von Branchenclustern und deren Vernetzung fördert, erfuhren die chinesischen Beamten beim Gespräch in Wien mit Dr. Jürgen Reinhardt, Kai Bethke, Giovanna Ceglie und Barbara Kreissler. Die Mitarbeiter der Mittelstandsabteilung und der Privatsektorabteilung bei UNIDO stellten verschiedene Förderprogramme vor, die jeweils von mehreren Geberländern finanziert werden. Reinhardt ging auch auf die laufenden Programme der UNIDO in China ein und betonte die enge Zusammenarbeit mit der Reformkommission NDRC, etwa beim regionalen Industrie-Entwicklungsbericht West-China.

Die EU-Kommission hatte zu Gesprächen mit der Generaldirektion Regio und der Generaldirektion Enterprise nach Brüssel geladen, die durch John Walsh und Heidi Hiltunen repräsentiert wurden. Während China mit Fünfjahresplänen arbeite, stelle die EU jeweils siebenjährige Regionalentwicklungspläne auf, so Walsh. Die Grundzüge des neuesten Plans für 2007 bis 2013, der erst vor wenigen Monaten verabschiedet worden sei, diskutierte er mit der Delegation. Hiltunen erläuterte die verschiedenen Programme der EU zur Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen und stellte einzelne Instrumente vor, so etwa die Euro-Info-Center, die ab 2007 ausgeweitet werden sollen.

Deutsche und chinesische Mittelstandspolitik

Bundesministerium für Wirtschaft

Bundesministerium für Wirtschaft

Gesprächspartner im Bundes-ministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) waren Dr. Friedemann Tetsch und Gerlind Heckmann. Tetsch erläuterte die regionalen Besonderheiten der deutschen Strukturpolitik seit der Wiedervereinigung und diskutierte mit den Delegationsmitgliedern Aspekte der Modernisierung der ostdeutschen Wirtschaft, die auch für China auf dem Weg von der Planwirtschaft zur sozialistischen Marktwirtschaft relevant sind. Heckmann ging auf die guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern ein und betonte die wichtige Rolle des deutsch-chinesischen Mittelstandsdialogs, den das BMWi seit kurzem mit der chinesischen Reformkommission NDRC führe. Der Dialog solle intensiviert und auf eine breitere Basis gestellt werden.

Hessisches Wirtschaftsministerium

Hessisches Wirtschaftsministerium

Bernd Kistner, Abteilungsleiter Außenwirtschaft und Standortpolitik beim Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, informierte über die Förderung hessischer KMU durch seine Behörde, beispielsweise bei der Erschließung ausländischer Märkte durch Messebeteiligungen auch in China. Da Hessen in den siebziger Jahren als erstes Bundesland und weit früher als die Bundesregierung politische Kontakte mit China aufgebaut habe, seien die Beziehungen bis heute sehr gut. Kistner wies auf den für März 2007 geplanten China-Besuch des hessischen Wirtschaftsministers hin, bei dem der regional- und mittelstandspolitische Dialog mit NDRC und der Provinzregierung von Anhui vertieft werden könne.

Standortförderung der Industrieregionen

Projekt Ruhr GmbH

Projekt Ruhr GmbH

Unterschiedliche Strategien und konkrete Maßnahmen der Standort-förderung für kleine und mittlere Unternehmen diskutierten die chinesischen Beamten mit den zuständigen Fachleuten dreier Regionen: Rhein-Main, Berlin-Brandenburg, und Ruhrgebiet. Für die FrankfurtRheinMain GmbH stand Sibylle Herforth als Gesprächspartnerin zur Verfügung, die Berlin Partner GmbH wurde von Christian Treichel, Adelheid Voigtberger und Olaf Engel repräsentiert, das Ruhrgebiet von Hanns-Ludwig Brauser, Geschäftsführer der Projekt Ruhr GmbH.

In den drei Gesprächen wurde deutlich, wie sehr jede erfolgreiche Regionalförderung von gemeinsamen Visionen der Beteiligten und der langfristig angelegten Verbesserung der speziellen Standortfaktoren abhängt. Während das Rhein-Main-Gebiet vom Frankfurter Flughafen, der Messe und dem Finanzsektor profitiert, muss sich Berlin auf eine Verminderung der öffentlichen Fördermittel durch die EU ab 2007 und eine Abwanderung von Unternehmen ins weiterhin stark geförderte benachbarte Brandenburg einstellen. Das Ruhrgebiet dagegen will den erfolgreich begonnenen Strukturwandel von der Stahl- und Kohleregion in eine moderne Hightech-, Dienstleistungs-, Wissenschafts-, Kultur- und Tourismusregion weiterführen. Wegen vieler Parallelen chinesischer Industrieregionen zu den Problemen des Ruhrgebietes fanden die dortigen Erfahrungen die besondere Aufmerksamkeit der chinesischen Delegation.

Ideen gegen Ideenklau klauen

Strategien zum Schutz des geistigen Eigentums in China

Eines der größten Hindernisse im Geschäft mit China ist die berechtigte Befürchtung deutscher Unternehmen, dass ihre Technologie, ihre Marke, ihr Produktdesign, kurz: ihr gesamtes geistiges Eigentum in China von der dortigen Konkurrenz kopiert wird, sobald sie eine lokale Produktion aufgebaut haben, und dass sie auf dem Rechtswege kaum etwas dagegen tun können. Verbesserter Schutz der „Intellectual Property Rights“ (IPR) wird daher immer wieder gefordert, wenn ein deutscher Politiker das Land besucht. Als Bundeskanzlerin Merkel im Mai mit Premierminister Wen Jiabao zusammentraf, waren die deutschen Medien voller Lob über ihren energischen Einsatz für besseren IPR-Schutz. Als Wen ihrer Forderung zustimmte, wirkte dies in Deutschland als klarer Punktsieg Merkels im Interesse deutscher Unternehmen.

Dem chinesischen Premier fiel die Zustimmung nicht schwer. Denn nicht nur deutsche und andere ausländische Unternehmen in China leiden unter der heftigen Kopiererei und dem Technologieklau. Im Gesamtvolumen viel dramatischer ist der Know-How-Klau chinesischer Unternehmen untereinander. Auch die chinesische Führung hat inzwischen erkannt, wie groß die volkswirtschaftlichen Verluste des mangelnden Urheber- und Technologie-Rechtsschutzes sind. Den ausländischen Forderungen wird nicht nur wegen der bilateralen Beziehungen ohne Zögern zugestimmt, sondern vor allem zur besseren Entwicklung der eigenen Wirtschaft.

Noch bei den Beitrittsverhandlungen zur WTO hatte die chinesische Führung immer wieder argumentiert, dass sich das Entwicklungsland China hohe Lizenzgebühren für moderne Technologie nicht leisten kann und wegen der Armut großer Teile seiner Bevölkerung zumindest einen Bonus braucht. Sonst solle sich das Ausland über Raubkopien und Plagiate nicht wundern. Inzwischen gilt diese Argumentation aber nur noch internationalen Konzernen gegenüber, während der IPR-Schutz für kleine und mittlere Unternehmen deutlich verbessert wird — und zwar gleichermaßen für chinesische wie ausländische.

Beim IPR-Schutz haben chinesische Unternehmen den meisten ausländischen gegenüber einen entscheidenden Vorteil. Sie sind seit ihrer Gründung an den Ideenklau der Konkurrenz gewöhnt und haben ihre eigenen Strategien dagegen entwickelt. Nur ein geringer – allerdings schnell wachsender – Teil dieser Strategien basiert auf dem Rechtsweg. Die erfolgreichsten chinesischen Privatunternehmen sind dadurch groß geworden, dass sie profitable Innovationen sehr schnell am Markt umsetzen konnten, dann aber auch schnell genug waren, auf eine andere profitable Branche umzuschwenken, sobald die Konkurrenz es geschafft hatte, die ursprüngliche Innovation zu kopieren. Interessanterweise ist in Deutschland meines Wissens noch niemand auf die Idee gekommen, den Stiel einmal herumzudrehen: Warum klauen wir nicht den Chinesen die Ideen, wie man Ideenklau bekämpft?

Die Dachorganisation der chinesischen Industrie- und Handelskammern (ACFIC) führt derzeit unter ihren Mitgliedsunternehmen eine Umfrage darüber durch, wie diese ihre intellektuellen Eigentumsrechte schützen und wie sie bei Ideenklau gegen die Diebe vorgehen. Die Umfrage-Ergebnisse sind zwar in China noch nicht veröffentlicht, aber schon am Multiple-Choice-Fragebogen kann man erkennen, wo die Schwerpunkte liegen.

Frage 20 beispielsweise gibt zum Thema „Wichtigste Methoden zum Schutz von Technologie“ fünf Antwortmöglichkeiten vor:

  • Antrag auf Veröffentlichung oder Nutzung neuer Patente,
  • Geheimhaltung der Technologie,
  • Schutzwürdigkeit von Forschungsergebnissen begutachten (und damit besonderen Rechtsschutz zukommen) lassen,
  • Streuung der Bearbeitung von Einzelteilen (unter vielen Zulieferern) zum Schutz vor Nachahmung,
  • Verträge oder Streuung von Forschung und Entwicklung (unter vielen Wissenschaftlern) mit Kontrolle des wissenschaftlichen Personals.

Schon die folgende Frage 21 vertieft das Thema der Geheimhaltung. „Welche Wege der internen Geheimhaltung wendet Ihr Unternehmen an (oder sollte es Ihrer Meinung nach anwenden)?“ Vier Antworten sind vorgegeben:

  • Aufbau einer speziellen Organisationsstruktur für Geheimschutz,
  • Deutliche Kennzeichnung geheimer Geschäftsunterlagen (einschließlich digitaler Speichermedien) mit dem Wort „Geheim“,
  • Beschränkung geheimen Wissens auf den kleinstmöglichen Personenkreis, dabei ausschließen, dass andere Personen an dieses Wissen gelangen,
  • die Geheimhaltungspflicht verantwortlicher Personen durch Entwicklungs-, Dienstleistungs-, Arbeits- oder spezielle Geheimhaltungs-Verträge sicherstellen.

Frage 22 geht dann auf die „Wichtigsten Methoden zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen“ ein, bietet aber nur drei Antwortmöglichkeiten:

  • durch juristische Methoden Geschäftsgeheimnisse schützen (mit Bezug auf das Gesetz über Technologieverträge oder das Arbeitsrecht),
  • durch wirtschaftliche Methoden Geschäftsgeheimnisse schützen (Mitarbeitern, die bei der Entwicklung und Verwaltung von Geschäftsgeheimnissen mitwirken, wird ein höheres Gehalt oder eine Prämie ausgezahlt; diese Mitarbeiter werden als Mitgesellschafter am Unternehmen beteiligt),
  • durch administrative Methoden Geschäftsgeheimnisse schützen (Aufbau einer Abteilung für Geheimschutz, Unternehmensfremde werden durch Verträge zum Geheimschutz verpflichtet).

Dem insgesamt achtseitigen Fragebogen können noch viele innovative Varianten innerchinesischen IPR-Schutzes entnommen werden. Für deutsche Unternehmen mit Interesse an China dürfte die Auswertung der Umfrage noch interessanter werden. Aus ihr kann man wahrscheinlich erkennen, welche Varianten die erfolgversprechendsten sind.

Um vorab die Ansichten ausländischer Unternehmen zu untersuchen, führen wir auf unserer englischsprachigen Partner-Website www.2ena.org eine Online-Blitzumfrage zu diesem Thema durch.

Helmut Schönleber, Anhui (China), Juni 2006

Anhui Automotive Chamber in Europa

Auf Einladung der SEQUA, der International Chamber of Commerce (ICC) und von Eurochambres hat eine aus Kammerführungskräften und Unternehmern der Automobilbranche in Anhui zusammengesetzte Delegation im Oktober Europa besucht.

In Paris wurde die Gruppe vom Generalsekretär der ICC, Guy Sebban, empfangen. Sebban wies darauf hin, dass der offizielle Repräsentant Chinas in der ICC nach wie vor nicht die innerchinesische Kammerorganisation ist, sondern die halbstaatliche Aussenhandelskammer CCPIT. ICC sei mit dieser Lösung nicht sehr glücklich, zur Zeit des Beitritts Chinas zur ICC habe es aber keine andere Möglichkeit gegeben. Er ermutigte die seit kurzem in China entstehenden, weitgehend regierungsunabhängigen Branchenkammern, sich an ICC und der World Chambers Federation WCF aktiv zu beteiligen.

Internationale Handelskammer in Paris

Internationale Handelskammer in Paris

 

IHK Köln

IHK Köln

SEQUA in Bonn

SEQUA in Bonn

© Fotos: Helmut Schönleber

Delegations-Vorbereitung

Zur Vorbereitung einer Unternehmer-Delegation der Automobilbranche hat die Anhui General Chamber of Commerce am 14.10.2005 einen Workshop mit allen Delegations-Teilnehmern durchgeführt. Die Delegation wird von SEQUA im deutsch-chinesischen KMU-Förderprogramm organisiert. Langzeit-Experte Helmut Schönleber hielt eine Präsentation über interkulturelle Geschäftskontakte.

Interkulturelle Vorbereitung

Interkulturelle Vorbereitung

© Foto: Han Xiaohong

Vorbereitungs-Workshop

Das Außenhandels-Ministerium der Provinz Anhui hat am 27.09.2005 einen Workshop zur Vorbereitung der Unternehmer-Delegation einberufen, die im Oktober als eine von drei Gruppen aus Anhui nach Deutschland reisen wird. Die Einzel-Gruppen verfolgen jeweils ihr eigenes Programm, lediglich am 25.10.2005 wollen alle an einer Kontaktbörse der Industrie- und Handelskammer Darmstadt teilnehmen. Beim Workshop mit den Delegationsteilnehmern des Ministeriums hielt Helmut Schönleber eine Präsentation über die Vorbereitung auf interkulturelle Geschäftskontakte.

Künftige Delegationsteilnehmer

Künftige Delegationsteilnehmer

© Foto: Helmut Schönleber

TCM für Europa

Bei einem Besuch des deutschen Kurzzeit-Experten Martin Proba bei der Firma Huawei Pharmaceuticals in Hefei wurden Möglichkeiten diskutiert, die Produkte der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) von Huawei in Europa zu vermarkten. Proba bot seine Unterstützung im Genehmigungsverfahren bei den zuständigen Behörden an.

Reinraum bei Huawei

Reinraum bei Huawei. Martin Proba (r) mit der Geschäftsführerin Li Guihua (m)

© Foto: Helmut Schönleber